119. ordentlichen Generalversammlung

Volksbank Rot sieht sich „auf dem richtigen Weg“

Wachstum 2014, positiver Verlauf 2015 – Wirtschaftsprüfer üben Kritik an Betriebsergebnis und Eigenkapitalquote

St. Leon-Rot. (seb) Die Vermögenslage ist geordnet und die Bilanzsumme 2014 gegenüber dem Vorjahr gestiegen, auch fürs laufende Jahr zeichnet sich ein Wachstum ab. Das erläuterten Vorstandschaft und Aufsichtsrat bei der Generalversammlung der Volksbank Rot im Harres. Doch hat die Wirtschaftsprüfung durch den Genossenschaftsverband auch ergeben, dass das Eigenkapital weiter aufgestockt werden muss und das Betriebsergebnis „weiterhin außergewöhnlich schlechter als der Verbandsdurchschnitt“ ist.

Der Jahresüberschuss beläuft sich auf fast 246 000 Euro. Sechs Prozent beträgt die Dividende, wie auch in den Vorjahren (rund 34 700 Euro), und in die Ergebnisrücklagen werden 210 000 Euro überwiesen. Es war „ein Jahr des Übergangs“ mit einem Wechsel an der Spitze, wie Aufsichtsratsvorsitzender Andreas Schlett rückblickend meinte. „Gemeinsam haben wir mit den neuen Führungskräften eine hervorragende Zukunftslösung gefunden.“

Einen Blick auf das Geschäftsumfeld in Deutschland und international warf Thomas Schäfer, der seit der Verabschiedung von Johannes Schöbinger, ab 1. Januar, mit Frank Körner die Doppelspitze der Vorstandschaft bildet. Der 53-Jährige ist verheiratet, hat ein Kind und lebt in Kirchheim. Ehe Frank Körner ihn für die Volksbank Rot gewann, war er 32 Jahre für eine andere genossenschaftliche Bank, H + G, tätig, zuletzt als Prokurist für Großkunden. Er ging eingehend auf Einflüsse durch Staatsschuldenkrise in Europa, kriegerische Konflikte wie in der Ostukraine, „Mini-Zinsen“, geringe Inflation, aber auch positive Beschäftigungsentwicklung in Deutschland und anziehenden Privatkonsum ein. Fester Bestandteil der Tätigkeit sind in der Niedrigzinsphase langfristige Kredite etwa für Eigenheim-Investitionen. Fürs laufende Jahr zeige man sich „verhalten optimistisch“, so Schäfer.

„Angesichts des hohen Wettbewerbsdrucks und des niedrigen Zinsniveaus ist die Geschäftslage der Bank ausreichend“, sagte der Generalbevollmächtigte Bastian Hagen. Er wurde noch vom ehemaligen Vorstand Johannes Schöbinger Mitte 2014 verpflichtet.

Bei den Mitgliedern habe sich der positive Trend der Vorjahre fortgesetzt, 1846 sind es inzwischen – mit 5520 Anteilen. Die Bilanzsumme wuchs von 91,9 (2013) auf 97,1 Millionen Euro, Kundengeschäft und der „über dem Verbandsdurchschnitt liegende Anstieg der Kundeneinlagen“ lieferten die wesentlichen Wachstumsimpulse. Das geplante Wachstum bei den Kundenforderungen (2013 bei 50,7, 2014 bei 49,5 Millionen) habe man „noch nicht erreichen“ können. Das Eigenkapital betrage 8,9 Millionen Euro oder 9,2 Prozent der Bilanzsumme, „weiterhin unter dem Durchschnitt“: „Eine Stärkung ist somit weiterhin notwendig.“ Bis April dieses Jahres sei die Bilanzsumme weiter gestiegen, auf 102,3 Millionen Euro, so Hagen, man rechne mit einem anhaltenden Wachstum. „Die Volksbank ist auf dem richtigen Weg, gerade die Entwicklungen im laufenden Geschäftsjahr stimmen uns positiv.“

Von einer gewissenhaften Erfüllung der Aufgaben und einem „engen Informations- und Gedankenaustausch“ mit dem Vorstand berichtete Aufsichtsratsvorsitzender Andreas Schlett, Amtsgerichtsdirektor in Wiesloch. Er gab auch die Ergebnisse der Prüfung durch den Genossenschaftsverband wieder, die vor allem das zu geringe Eigenkapital anmahnte, das „nicht mit der Bilanzsumme Schritt gehalten“ habe, und das Betriebsergebnis, das auch für die Volksbank Rot „noch nicht zufriedenstellend“ sei, so Schlett. „Es ist erheblich verbesserungswürdig, das unterschreiben wir alle“, meinte er mit Blick aufs Podium. Den gesetzlichen Anforderungen sei man gerecht geworden und habe den „uneingeschränkten Bestätigungsvermerk“ erhalten.

Schlett blickte auch aufs ereignisreiche Jahr 2014 zurück, das durch nicht nur eine Zäsur geprägt war. „Ein Freund ging allzu früh von uns“, blickte Schlett auf den Tod des damaligen Aufsichtsratsvorsitzenden

und Rechtsanwalts Tassilo Laux, seit 1990 im Aufsichtsrat. Mit dem Ruhestand des langjährigen Vorstands Johannes Schöbinger „stand auch ein Generationenwechsel an“. Schöbinger (der an diesem Abend nicht  anwesend sein konnte) habe seit seiner Ausbildung ab 1966 fest zum Genossenschaftsverband gehört und „das Bankhandwerk von der Pike auf gelernt: Davon hat die Volksbank Rot profitiert“. Seit 1981 im Vorstand, habe er für mehr als 30 Jahre die Geschicke der Bank maßgeblich mitbestimmt, so Schlett. „vor dieser beruflichen Lebensleistung für unsere Bank verneigt sich der Aufsichtsrat.“

Turnusgemäß schieden Alfred Köhler, selbstständiger Versicherungskaufmann, seit 1988 dabei, und Werner Thome, selbstständiger Elektro-Meister, seit 1994 dabei, aus dem Aufsichtsrat. Sie stellten sich zur Wiederwahl und wurden einstimmig im Amt bestätigt. Für das Amt des verstorbenen Tassilo Laux stellten sich zwei Bewerber zur Wahl. In geheimer Abstimmung wurde Manfred Speckert gewählt: Er ist 52 Jahre, Steuerberater seit 1997 und hat seit 2007 eine eigene Kanzlei mit zehn Mitarbeitern in St. Leon-Rot. Er verwies auf „Fachwissen und langjährige Berufserfahrung“ und setzte sich mit 137 von 196 Stimmen durch.

Mit freundlicher Genehmigung aus der Rhein-NeckarZeitung entnommen.

Sind nicht restlos zufrieden mit dem Ergebnis der Volksbank Rot, aber zuversichtlich: (v.li.) die Aufsichtsräte Werner Thome und Alfred Köhler, Generalbevollmächtigter Bastian Hagen, Vorstand Frank Körner, Aufsichtsrat Manfred Speckert, Vorstand Thomas Schäfer und Aufsichtsratsvorsitzender Andreas Schlett. Foto: Volksbank Rot eG